Digitale Medienkunst am Oberrhein.
Konservierung – Restaurierung – Zukunftssicherung
 
Samuel Rousseau

Ohne Titel (Videotapete), 2003
Samuel Rousseau

Rousseau MG 9204

Ohne Titel (Videotapete) ist eine immersive Videoinstallation, deren Repertoire der französische Künstler Samuel Rousseau seit 2003 um immer aktuellere Versionen bereichert. Die vier Wandmuster, die sich in der Sammlung des FRAC Alsace befinden, bilden diese Fallstudie. Bei den Videotapeten handelt es sich um einfache spielerische Animationen, die vervielfacht als Muster über schon bestehende Wandflächen projiziert und somit zur bewegten, leuchtenden Wandtapete werden. Bei jeder Installation richtet der Künstler die Projektion so ein, dass diese den Umriss der ausgewählten Wandfläche genau ausfüllt. Besondere Eigenschaften der Wand sowie Mobiliar oder andere Objekte, die deren Oberfläche eingrenzen oder abdecken, werden hierbei berücksichtigt. Die Animationen bedecken nur die freien Wandflächen und erwecken diese zum Leben. Bunte Blumen überblenden einander, Spielzeugautos fahren im Kreis, Buddha-Augen verdrehen ihre Pupillen. Das Kunstwerk wird so spielerisch in den schon bestehenden Raum eingebettet und belebt diesen in unerwarteter Weise. 

Samuel Rousseau arbeitet seit den 1990er-Jahren mit digitalem Video und beschäftigt sich seit dieser Zeit mit der Durchbrechung des 4: 3-Formats. Er führt seine kurzen Clips an ungewöhnlichen Orten ein, überblendet unbewegte Gegenstände und räumliche Gegebenheiten mit belebten Fiktionen. In P’tit Bonhomme (1996) versucht beispielsweise eine kleine projizierte Figur vergebens, sich über eine reale Treppenstufe hochzuziehen. Mittels seiner humorvollen, subtilen Interventionen setzt sich Rousseau inhaltlich mit gesellschaftlichen Normen sowie der Frage nach der Stellung des Individums in der Gesellschaft auseinander. 


Konservatorische Maßnahmen

Für die Installation der Arbeit Ohne Titel (Videotapete) sind einerseits die Videodateien mit den Wandmustern notwendig, andererseits muss die Videoprojektion mittels eines Video- und Filmschnittprogramms für die gewünschte Projektionsfläche „zugeschnitten“ werden. Dem FRAC Alsace liegen die Videodateien (eine DVD-R, Digital Versatile Disc-Recordable, für die Projektion und eine DVD zu Sichtungszwecken) sowie Informationen zum Installationsaufbau vor. Allerdings verfügt die Sammlung weder über die Software noch über eine Anleitung für die Anpassung der Projektion an die Projektionsfläche, weshalb der Künstler bis heute zu jedem Aufbau der Arbeit hinzugezogen werden musste. 

Das Ausgangsmaterial für das Tapetenmuster sind vier klassische Animationen mit unterschiedlichen Motiven im QuickTime-Containerformat (Dateiendung: .mov), die Rousseau mithilfe der Programme Adobe Photoshop und Final Cut Pro produziert hat. Das Seitenverhältnis der einzelnen Animationen ist 4: 3. Im Rahmen des Forschungsprojekts soll der Prozess der Anpassung der Projektionsfläche durch den Künstler festgehalten werden, damit dieser zukünftig ohne ihn durchgeführt werden kann. Dieser Prozess erfordert mehrere Schritte, die Rousseau unter anderem mit den Programmen Adobe After Effects oder Apple Motion und DVD Studio Pro vornimmt. Um diesen Vorgang zu dokumentieren, bietet sich die Erstellung eines Screencasts an – einer Aufzeichnung, welche
die Abläufe bei der Verwendung von Software am Bildschirm wiedergibt. Dabei sollte die Mausbewegung samt Klicks aufgenommen werden. 

Eine redundante Datensicherungsstrategie (Definition siehe Glossar) zur langfristigen Sicherung der Videodateien ist auch in diesem Fall anstrebenswert.

Foto: ONUK

 
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