Digitale Medienkunst am Oberrhein.
Konservierung – Restaurierung – Zukunftssicherung
 
Herbert W. Franke

ORCHID, TROPIC, WALDWOHN, ABROLL3, RAHMEN4, 1984-1992
Herbert W. Franke

FrankeDoku MG 9221

Fünf teilweise interaktive künstlerische Computerprogramme von Herbert W. Franke, einem der Pioniere der Computerkunst, zählen zu den Fallstudien des Projekts. Diese wurden zwischen 1984 und 1992 von Franke konzipiert und programmiert und werden im Rahmen der Ausstellung Digital Art Works. The Challenges of Conservation erstmals einem Museumspublikum präsentiert. 

In der interaktiven Arbeit ORCHID, die Herbert W. Franke mit einem Mikrocomputer des Typs DEC Professional 350 erstellt hat, bauen sich nach und nach rechteckige Farbflächen vom unteren Bildrand her auf, überlagern sich, reihen sich nebeneinander. Es ist hier möglich, über die Tastatur die Grafik en bloc nach oben oder unten zu verschieben.

Ebenfalls für den DEC Professional 350 geschrieben ist das Werk TROPIC, bei dem es dem Betrachter jedoch nicht möglich ist, Parameter durch Tastenbefehle zu verändern. Man kann lediglich dabei zusehen, wie sich nach und nach flächige unterschiedlich große und verschiedenfarbige Dreiecke auf dem Bildschirm aufbauen. Die Dreiecke reihen sich wie Blätter an einer unsichtbaren Vertikalen auf, überlappen sich und wirken im Ganzen wie eine Art tropisches Palmengewächs. Die Farben des Hintergrunds und der „Blätter“ verändern sich im Rhythmus des „Wachstums“.

Ein weiteres am Mikrocomputer DEC Professional 350 entstandenes interaktives Programm ist WALDWOHN. Nach und nach werden auf der schwarzen Bildfläche in sich geschlossene, jeweils aus drei Strichen bestehende Dreiecke nebeneinander in unterschiedlichen Breiten- und Höhenabständen auf den Bildschirm gezeichnet. Die Zeichnung erinnert an einen stark abstrahierten Wald aus kleinen Bäumen – vielleicht der Grund für die Titelwahl. Die Dreiecke bewegen sich langsam nach oben und verschwinden nach und nach außerhalb des Sichtfeldes. Der Benutzer kann über die Tastatur Farben, Form und Größe der jeweils folgenden Dreiecke verändern.

Die zwei weiteren Arbeiten, die Herbert W. Franke an einem 386er Personal Computer erstellte, sind Animationen, die nicht vom Betrachter manipuliert werden können.

Bei ABROLL3 handelt es sich um die Darstellung einer sich mehrfach überlagernden grafischen Rotation, die mit feinen hellen Linien auf einen schwarzen Hintergrund gezeichnet wird. Sobald eine Figur in sich geschlossen ist, werden einige Linienschnittmengen zufällig eingefärbt. Danach beginnt ein neuer Rotationszyklus. Hierbei wird über die bereits vorhandene Figur eine weitere mit nur minimaler Abweichung gezeichnet und einige Flächen werden erneut nach dem Zufallsprinzip eingefärbt. Es folgt ein neuer Zeichenzyklus. 

Bei RAHMEN4 wird ein Zellmuster, das an ein Mosaik erinnert, auf den schwarzen Hintergrund gezeichnet. Die einzelnen Zellen sind unterschiedlich eingefärbt, bilden jedoch immer ein spiegelsymmetrisches Muster. Immer von links oben anfangend, werden die Farben Zelle für Zelle und Zeile für Zeile verändert, bis wieder ein neues symmetrisches Muster entstanden ist. 

Herbert W. Franke zählt neben Frieder Nake, Georg Nees und Max Bense zu den Pionieren der Computerkunst im deutschsprachigen Raum. Der Mitbegründer des Festivals Ars Electronica in Linz absolvierte eine Ausbildung im naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Bereich. Nach Experimenten mit elektronisch erzeugten Bildern ab Mitte der 1950er-Jahre schuf Franke 1967 seine erste Computergrafik. Er ist bis heute als Publizist, Forscher und Künstler tätig. 


Konservatorische Maßnahmen

Die fünf Werke, die zusammen eine der Fallstudien des Forschungsprojekts digital art conservation bilden, sind keineswegs als solche vom Künstler an die Sammlung des ZKM übergeben worden. Die Schenkung war mit der Auflage verbunden, die auf den Rechnern gespeicherten Daten auszulesen und aufzuarbeiten. Im Rahmen des Forschungsprojekts konnte diese Aufgabe erstmals angegangen werden. 

Nur zwei der aufgeführten Computer (DEC Professional 350, Personal Computer) verfügten über Festplatten. Die darauf gespeicherten Daten wurden in ihrer Gesamtheit ausgelesen, gesichert und analysiert, wobei sich nicht nur die Programme der Kunstwerke in unterschiedlichen Versionen fanden, sondern auch Bürokommunikation und andere Dokumente. Für das Auslesen wurden 5,25“-
Disketten – auch als Floppy Disks bekannt – und das integrierte Doppeldiskettenlaufwerk (RX50) des Computers verwendet. 

Nach erfolgten Datensicherungsmaßnahmen wurde Herbert W. Franke für die Bewertung der vorgefundenen Daten hinzugezogen. Der Künstler traf eine knappe Auswahl von Programmen, die sich, entsprechend seiner Definition eines ausstellungsfähigen Kunstwerks, für eine museale Präsentation eignen würden. Anschließend mussten diese für eine möglichst authentische Präsentation aufbereitet werden. Für die Präsentation der BASIC-11-Programme (Definition siehe Glossar) (ORCHID, TROPIC, WALDWOHN) wird beispielsweise ein Software-Emulator (Definition siehe Glossar) eingesetzt, ein Computerprogramm, das auf einem heute aktuellen Betriebssystem die Funktionalität des ursprünglichen mittlerweile obsoleten Betriebssystems nachahmen kann.

Franke MG 4840

Franke MG 9281

Fotos: ONUK

 
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