Digitale Medienkunst am Oberrhein.
Konservierung – Restaurierung – Zukunftssicherung
 
Klaus Weschenfelder
weschenfelderSession II PARADIGM SHIFT IN CULTURAL HERITAGE TRANSFER

Klaus Weschenfelder
President ICOM Germany







Museum und Amnesie.
Versuch einer Bestandsaufnahme

Während Archivgut in erster Linie bewahrt wird, um Rechtstitel zu belegen oder Vorgänge mit verbindlichen gesellschaftlichen Konsequenzen zu dokumentieren, folgen Museen Sammlungsprinzipien, deren kulturelle Begründungen individuell geprägt und zugleich einem ständigen Wandel unterworfen sind, wie an Beispielen aus Geschichte und Gegenwart in Erinnerung gerufen werden soll. So haben beispielsweise Paradigmenwechsel im Bereich der Archäologie oder der Naturkunde in den letzten Jahrzehnten zu einer Neubewertung von Ausgrabungen oder Feldforschungen geführt. Auch für die museale Gegenwartsdokumentation wurden Strategien entwickelt, deren Konzepte im Sinne vorauseilender Archivierung in ihren Möglichkeiten und Grenzen auszuloten sind. Während Dürer für seine Malerei noch eine Haltbarkeit von einem halben Jahrtausend postulierte, nehmen viele Gegenwartskünstler bei ihrer Materialwahl wenig Rücksicht auf Dauerhaftigkeit, kalkulieren mitunter den Verfallsprozess ihrer Werke ein. Divergenzen und Diskrepanzen zwischen der gegenwärtigen Welt der Gegenstände, seien sie der Kunst, der Technik, dem Alltagsleben oder der Natur zugehörig, und ihrer Überlieferung sind als prinzipielles Phänomen des Museumswesens zu betrachten. Prophylaxe gegen das „digitale Vergessen“ sollte insofern Teil eines Gesamtkonzeptes gegen kulturelle Amnesie sein. Risiken und Nebenwirkungen in Form von musealer Bulimie sind zu beachten. Was können Museen als öffentliche Kultureinrichtungen leisten, wie müssen sie sich aufstellen, welche strategischen Partnerschaften können sie eingehen oder müssen sie akzeptieren?

 

Biografie
Klaus Weschenfelder, M.A., Dr. phil., geboren 1952, Studium der Kunstgeschichte, Provinzialarchäologie und Pädagogik in München, Tätigkeit als Museums- und Kulturpädagoge, anschließend Museumstätigkeit als wissenschaftlicher Volontär in Hannover und als Museumsleiter in Offenburg und Koblenz. Seit 2002 Direktor der Kunstsammlungen der Veste Coburg, seit 2009 Präsident von ICOM Deutschland. Publikationen zur Museumspädagogik, Museologie und Kunst des 15. bis 20. Jahrhunderts.
 
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