Digitale Medienkunst am Oberrhein.
Konservierung – Restaurierung – Zukunftssicherung
 
Francisco Ruiz de Infante und Jérôme Thomas

„Konservierung, Untreue und Exkurse in einer Kunsthochschule"

Für das Projekt digital art conservation verbanden sich in der Kunsthochschule Straßburg (ESADS) mehrere Arbeitsstränge. Alles begann mit einem Analyse-Seminar, dann brachten uns die Widerstände der Studenten angesichts des Begriffs der Konservierung an einem Ort zur Erschaffung von Kunst langsam zur praxisnahen Hinterfragung dieses sehr vieldeutigen Wortes. Außerdem begann eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie sich jeder mögliche Sinn verschieben würde, wenn man ihn auf ein Kunstwerk im Entstehungsprozess übertrüge. Recht bald stießen wir in a priori weit entfernte Bereiche vor, die aber mit erstaunlich ähnlichen Problematiken hinsichtlich des „Fortdauerns" konfrontiert sind: digitale Kunst, Zeitkunst und darstellende Kunst. Wir standen vor zwei Fragen: „Verrät man die Bedeutung eines Werks, wenn man einige seiner Zutaten verändert?" und „Zu welchem Zeitpunkt würde dieser Verrat geschehen?", eine Unzahl neuer Ungewissheiten lenkten unsere Gespräche und Handlungen. Begriffe wie Interpretation, Übersetzung, Aneignung, Wiederaufnahme, Ebenbild, Version, Weiterentwicklung, Übertragung, Zitat, Umarbeitung, Instrumentalisierung und Adaptation gesellten sich zu den eingangs untersuchten Konzepten von Konservierung, Erhaltung, Dokumentation und Partitur. So entwickelten wir mit der Zeit ein vielschichtiges Verständnis von „Treue" (bzw. „Untreue"). Dieser Exkurs ermöglichte uns, die Problematik der Konservierung (mit der nötigen Vorsicht) in den Prozess der Konzeption und Herstellung von Kunstwerken einfließen zu lassen und sie als Verantwortung zu begreifen, um die sich auch schon die Künstler kümmern müssen.

 


Biografien

Francisco Ruiz de Infante vereint in seinen Werken mit spielerischer Leichtigkeit so unterschiedliche Dinge wie Hochtechnologie und grob improvisierte Bastelkniffe. Er rekonstruiert die Art und Weise, wie unser Gedächtnis die Gegenwart entwirft: abgehackt, mit zum Teil falschen Informationen oder als immer wiederkehrender Bilderstrom. Seine audio-visuellen Installationen waren bereits in zahlreichen internationalen Institutionen ausgestellt: Museo Reina Sofía (Madrid), Guggenheim-Bilbao, Kunsthalle (Bonn), Musée d'Art Moderne (Paris), SITE Santa Fe (USA), Stedelijk Museum (Amsterdam), ZKM (Karlsruhe), EFT (Buenos Aires) ... Gegenwärtig arbeitet Ruiz de Infante an einer groß angelegten Einzelausstellung („Canopée") für das Musée de l'Or in Bogota und wirkt mit an Olga Mesas Choregrafieprojekt „labOfilm" (Fr, Es, Po). Neben seinen Videoarbeiten produzierte er auch Spielfilme: „Les Loups" (1995), „Les Choses Simples" (ausgezeichnet beim Montréaler Festival du nouveau Cinéma 1993) sowie die Filmserie „Écosystèmes / BlueSky" (2007-11). Er ist Koordinator der Forschungsgruppe Arts Hors-Format der ESAD Straßburg und Co-Leiter des „Centre des Rives" (laboratoire pour l'art contemporain et documentaire en milieu rural, Haute-Marne/ Frankreich).
www.ruizdeinfante.org

Das Spektrum der Arbeiten von Jérôme Thomas erstreckt sich von Installationen (meist Klanginstallationen) über Skulpturen bis zu Videos und Filmen. All diese verschiedenen Kunstformen haben allerdings einen gemeinsamen Nenner. Jérôme Thomas Erzählungen, Objekte aber auch Zeichnungen erforschen allesamt den Spannungspunkt, an dem Dinge oder Wesen stürzen, zerbrechen, zerreißen oder zerfallen. Seine Werke wurden bereits an zahlreichen Orten in aller Welt ausgestellt: Nasher Museum of Art Duhram (USA), Nabi Arts Center Seoul (Korea), Espace CCF in Hanoi (Vietnam), Staatliches Kunstmuseum Nowosibirsk (Russland), Cinémathèque Française, Paris (Frankreich), Festival de Cannes – Auswahl des Kollektivs La quinzaine des réalisateurs (Frankreich), Grand Palais de Paris – Ausstellung „Dans la nuit des images" (Frankreich), FRAC Champagne Ardenne (Frankreich) ... Gegenwärtig schreibt Jérôme Thomas an einem Drehbuch für einen Spielfilm und stellt im Auftrag des Centre national de création musicale Césaré ein DVD-Set mit fünf klassischen Filmen zur Veröffentlichung zusammen. Er ist Co-Leiter des Video Workshops an der Straßburger École supérieure des arts décoratifs (ESADS) und betreibt eine Gesellschaft für Filmproduktion und Postproduktion in Nancy.

 
The project is supported by:
interreg euroflag