„Raoul Pictor cherche son style ..." 1993-2011
„Raoul Pictor cherche son style ... " ist ein Werk von Hervé Graumann aus dem Jahr 1993, eine der Fallstudien des Forschungsprojekts digital art conservation (DAC). Nelly Massera erforschte dieses Werk in Zusammenarbeit mit Arnaud Obermann vom ZKM für die Gruppe Vidéo Les Beaux Jours. Nelly Massera und Hervé Graumann sprechen über das Werk und seinen Erwerb durch den FRAC Alsace, über die bei den Forschungsarbeiten aufgetretenen Probleme, über mögliche Lösungen zur Vorführung und Konservierung sowie über die verschiedenen Versionen, in denen dieses Werk seit seiner Erstversion vorliegt. Das Werk im Sammlungsbestand des FRAC Alsace stammt aus dem Jahr 1997 und ist die zweite Fassung der Installation. Sie zeigt die Animationsfigur Raoul Pictor bei kreativer Tätigkeit: Er läuft in seinem Atelier auf und ab, denkt nach, blättert in einem Buch und beginnt dann, ein Gemälde zu malen. Nach einiger Zeit verlässt er den Bildschirm mit dem fertigen Werk unter dem Arm. Das Bild wird daraufhin von einem Drucker nahe des Bildschirms in Farbe ausgedruckt. Es ist einmalig, da es durch ein vom Künstler entworfenes Zufallsprogramm generiert wurde. Nach dem Ausdruck des Bildes verschwindet auf der Festplatte jede Spur der Installation. Das gedruckte Werk ist signiert, datiert und nummeriert ... und darf vom Ausstellungsbesucher mitgenommen werden.
Biografien Hervé Graumann wurde 1963 in Genf geboren und studierte an der dortigen Kunsthochschule. Andreas Meier schrieb über ihn „[...] das wahre Werkzeug für Hervé Graumann ist weder Pinsel, noch Farbe, noch Computer, noch sonstige Ausdruckstechnik, die traditionsgemäß in den Schönen Künsten unterrichtet wird. Seine Arbeiten zeichnen sich vor allem durch den überraschenden Wechsel von Blick und Perspektive aus, durch Witz und Ironie, mit denen er sowohl die Wirklichkeit als auch kunstphilosophische Fragen angehen kann. [...]" Hervé Graumann nahm an zahlreichen Kunstevents teil, unter anderem an der 3. Biennale zeitgenössischer Kunst (Lyon), der Documenta X (Kassel) und der Ausstellung „White Noise" in der Kunsthalle Bern.
Nelly Massera, Jahrgang 1974, studierte Bildende Kunst, Kunstgeschichte und Kunstphilosophie an der ESADS und der Universität Straßburg, der Winchester School of Art und der Pariser Sorbonne. Sie wurde zu zahlreichen Künstlerresidenzen und Ausstellungen in Frankreich, England, Polen, Lettland, Indien und Québec eingeladen und co-kuratierte im urbanen Raum mehrere Ausstellungen von Werken englischer und französischer Künstler. Massera entwickelt Installationen, die sich aus Video, Fotografie, Zeichnungen und Objektkunst zusammensetzen. Ihre Arbeiten haben immer einen bestimmten sozialen, kulturellen und geografischen Bezug; sie thematisieren die Abweichungen und Grenzverschiebungen zwischen Realität und Mythen, Traditionen, Märchen und Nachtträumen. Außerdem kreiert sie für das Theater interaktive Videoinstallationen, die den Zuschauer mit einem verstörenden Wechselspiel zwischen echter und projizierter Bühnenhandlung konfrontieren. Die Künstlerin arbeitet auch als Seminarleiterin in Gefängnissen, Schulen und Kunsthochschulen. Gemeinsam mit dem Verein „Vidéo les Beaux Jours" ist sie unter der Federführung des ZKM auch an der Leitung des Projekts „Digital Arts Conservation" beteiligt.
|