Symposium II |
Digital Art Conservation: Practical Approaches Künstler, Programmierer, Theoretiker École supérieure des arts décoratifs de Strasbourg, 24. und 25. November 2010, 09.00–18.30 + Ausflug zum ZKM | Karlsruhe am 26. November Die Digitalisierung im Bereich der Kunst und Kultur zielte anfänglich auch darauf ab, das Fortbestehen analoger Werke zu sichern. Die Erkenntnis, dass digitale Werke fragiler als ihre analogen Vorgänger sind, zwingt uns jedoch, die Beziehungen zwischen Digitalisierung und Konservierung zu überdenken. Für Künstler, die im Bereich der digitalen Medien tätig sind, stellt sich die Frage der Konservierung früher als für ihre Kollegen, die mit traditionellen Medien arbeiten. Dass sie diesbezüglich aktiver sein müssen, liegt nicht allein an der inhärenten Fragilität digitaler Werke, sondern auch daran, dass das gegenwärtige Ökosystem der digitalen Kunst ihnen keine Möglichkeit bietet, sich mit ihren Problemstellungen an Spezialisten zu wenden. Wenn sie möchten, dass ihre Werke langfristig Bestand haben und auch nach geraumer Zeit noch ausgestellt werden können, müssen sie diese Problematik demnach bereits bei der Konzeption des Werks in ihre Überlegungen einbeziehen. Dies betrifft sowohl den Rückgriff auf standardisierte Software als auch Fragen der Dokumentation und Vermittlung der Werke. Die materiellen Bedingungen des Kunstwerks werden in starkem Maße von der rasanten Entwicklung digitaler Hard- und Software beeinflusst. Hierbei erweist sich jedoch, dass Kunst, Gedächtnis und Archivierung anderen Zeitabläufen als das kapitalistische Produktionssystem unterliegen. Diese Diskrepanz lässt die eigentliche Historizität des digitalen Kunstwerks hervortreten, insofern dieses nicht länger einem einheitlichen Genre– sprich pauschal der „Digitalen Kunst“ – zugeordnet werden kann. Vielmehr gilt es nun auch hier, zeitgenössische von älteren Arbeiten zu unterscheiden, wobei letzteren ein anderer Status zuteil wird. Wir beginnen, dem Alter des Kunstwerks an sich einen Wert zuzuschreiben und unser Interesse verstärkt den Beziehungen zwischen Konzeption und Ausführung des Kunstwerks zu widmen. Die einst als gewissermaßen transparent erachtete Materialität des Kunstwerks – die sowohl die Abspielgeräte als auch die Software und Schnittstellen betrifft – erlangt demnach eine größere Bedeutung, während gleichzeitig seine konzeptuellen Aspekte in den Hintergrund treten können. Dem erwachenden Interesse an der Geschichtlichkeit digitaler Kunst entsprechen die musealen Bemühungen, einerseits technisch überholte Apparaturen zu erhalten und andererseits eben diese Historizität sichtbar werden zu lassen. Dies wiederum führt zu einer Hinterfragung jener Konservierungsstrategien, die prinzipiell eine fortwährend und systematische Aktualisierung nicht mehr funktionstüchtiger oder veralterter Geräte befürworten. Neben weiterführenden Recherchen in den Bereichen Emulation, Virtualisierung, freie Software und Copyleft erleben wir heute den Beginn einer Archäologie der Medien und eine Erneuerung der „Kultur des Reparierens“. |